Ehe, Liebe, Kunst – Ein Interview mit Barbara Schreiter
Daniela Irle
26. Mai 2025

Mit Barbara Schreiter verbindet mich viel Besonderes.
In einer für mich herausfordernden Zeit konnte ich sie bei sich zu Hause und somit auch ein wenig ihren Mann, Johannes (deutscher Maler, Grafiker und Glasbildner), kennenlernen.
Barbara ist eine Frau des Gebets, des Hörens auf Gott, eine Lehrerin, Ermutigerin und geistliche Mutter für viele Menschen. Außerdem schreibt sie – unter anderem auch Lyrik.
Im Moment ist sie viel mit der Pflege ihres Mannes beschäftigt, der inzwischen 95 Jahre alt ist.
Vor einiger Zeit erhielt ich ihren gemeinsamen Kunstband „Himmel auf zwei Beinen“, aus dem unter „Schön und Unikat“ ein Auszug präsentiert wird.
Nun darf ich auch für mich Neues über Barbara und Johannes hier teilen.
Vielen Dank, liebe Barbara, lieber Johannes!
Wie hast du deinen Johannes kennengelernt?
Die kurze Antwort lautet: nach einem Gottesdienst.
Aber natürlich gibt es noch eine spannendere, ausführlichere Version. – Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Sonntag im Sommer 2007. Vor lauter Müdigkeit wäre ich fast zuhause geblieben, aber dann ging ich doch in den Gottesdienst.
Bei einem Lied lautete eine Zeile „You (Gott) give and take away“….Unter Tränen gab ich Gott einen Mann zurück, in den ich mich verliebt hatte.
Nach dem Gottesdienst stellte eine gemeinsame Freundin Johannes und mich einander vor. Schon als Johannes auf mich zukam, spürte ich etwas, das ich selbst heute, nach so vielen Jahren, kaum in Worte fassen kann. Vielleicht trifft es Folgendes noch am ehesten: Dieser Mann ist besonders, anders als andere.
Der Gottesdienst fand in Wiesbaden statt, meinem damaligen Wohnort. Johannes und Regina, jene gemeinsame Freundin, wohnten in Langen. Fast wäre es bei der Vorstellung geblieben, denn Regina wollte mit Johannes zurückfahren. Aber sie kam noch einmal ins Foyer des Gemeindehauses, um ihre Tochter zu suchen. Aber als sie mich sah, „wusste“ sie genau, sie sollte mich zum Mittagessen einladen, bei dem auch Johannes anwesend sein würde. – Nach ungefähr einer Woche war mir klar, ich hatte mich in Johannes, der seit ein paar Monaten Witwer war, verliebt…
- Wie kam es dazu, dass ihr geheiratet habt?
Als wir uns kennenlernten, war Johannes erst seit einigen Monaten Witwer. Schon bald nach dem Tode seiner Frau betete er: „Herr, ich kann nicht alleine leben! Bitte schicke mir wieder eine Frau!“ Offensichtlich erfüllte Gott seinen Wunsch recht schnell.
Normalerweise besuchte Johannes einen Gottesdienst in Langen. Aber an jenem „Kennenlernsonntag“ nahm ihn besagte gemeinsame Freundin mit nach Wiesbaden, da ein Freund von ihm dort predigte.
Wir beide hatten schon vor Jahren Jesus unser Leben anvertraut und wollten daher auch nach Seinen Vorgaben über Liebe zwischen Mann und Frau leben. Und dies bedeutete, zu heiraten, vor Gott und Menschen ein verbindliches Versprechen abzulegen.
- Wie war und ist es für dich, mit einem bekannten Künstler verheiratet zu sein?
In den ersten Jahren unserer Ehe nicht einfach. Es drehte sich fast alles um ihn, seine Kunst. Wir unternahmen Reisen zu Kirchen oder Glasstudios, die ich organisierte. Treffen mit Interessierten bzw. Auftraggebern, Korrespondenz erledigen, gehörte zu meinen vielfältigen Aufgaben. Auf einmal fand ich mich in der Rolle der Chefsekretärin wieder oder – wie es ein Journalist einmal formulierte: „Sie sind seine Managerin.“
Eines hatte sich allerdings geändert: Johannes nahm sich auf „Dienstreisen“ mehr Zeit, was wir beide sehr genossen. Besonders in den ersten Jahren unserer Ehe wünschte ich mir ab und zu mehr „inkognito“. Vor allem in Langen wurde Johannes sehr schnell erkannt und angesprochen.
Allerdings gab es immer mal wieder auch eine bevorzugte Behandlung, wie reservierte Plätze bei bestimmten Veranstaltungen nach dem Motto: Mit Johannes Schreiter sitzen Sie in der ersten Reihe!
- Was waren Meilensteine in eurer Beziehung?
Für manches passt besser: Bausteine. Dazu gehörten unsere Gespräche. Das Kennenlernen der Heimat des jeweils anderen.
Mit tiefen Gesprächen, Herzensaustausch, lernten wir uns immer besser kennen und verstehen. Mein Wunsch, einen Mann zu heiraten, „mit dem ich gut denken kann“, ging damit in Erfüllung.
Auch erinnere ich mich noch gut daran, als ich das erste Mal vor Fenstern von Johannes stand, im Mainzer Dom – allein. Es war wie eine Offenbarung seines Künstler-Seins.
In den ersten Jahren unserer Ehe verbrachten wir einen Urlaub am Bodensee, wo ich aufgewachsen war. Bei Johannes führte dies zu einem tieferen Verständnis meiner Persönlichkeit, da er überzeugt davon ist, dass die Landschaft, in der ein Mensch aufwächst, ihn prägt.
- Was waren oder sind für dich Herausforderungen?
Was hat dich beflügelt?
Das Leben eines Künstlers wie Johannes findet zum Teil in der Öffentlichkeit statt. Dies bedeutet eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung. Es kam – wenn auch selten – vor, dass ich neben Johannes stand und ignoriert wurde. Mich nicht zu verlieren, war ein Lernprozess.
Von manchen wurde ich beneidet, andere erhoben Vorwürfe, weil ich mich ihrer Meinung nach zu wenig für Johannes und seine Kunst engagierte. Denn als wir uns kennenlernten, studierte ich evangelische Theologie. Johannes unterstützte mich allerdings ohne Vorbehalte.
Nicht mehr frei über meine Zeit verfügen zu können, stellte eine weitere Herausforderung dar. Schließlich heiratete ich erst mit 53 Jahren (das erste Mal). Durch jahrelangen Schichtdienst als Krankenschwester aß und schlief ich zu sehr unterschiedlichen Zeiten. So kam es, dass Johannes mich darum bat, doch möglichst regelmäßige Essenszeiten einzuhalten.
Unsere Beziehung bildete eine Quelle für Liebesgedichte – ernste und heitere. Sie beflügelte meine dichterische Gabe.
Unsere Gespräche über Kunst (und Glauben) erweiterten meinen Horizont…
Interessant: Zuerst habe ich bei der Frage nicht an unseren Altersunterschied von immerhin 26 Jahren gedacht.
16 Jahre sind wir verheiratet und Johannes hat inzwischen das stolze Alter von 95 Jahren erreicht. Mit Pflegegrad 4 braucht mein Mann viel Hilfe und Unterstützung im Alltag, die er überwiegend von mir erhält.
Ja, er sieht gut aus für sein Alter, wie die seltener gewordenen Besucher immer wieder erfreut feststellen. Ja, aber dennoch hat die Intensität unserer Gespräche, die ich so liebte und die mich in der Tat beflügelten, nachgelassen. Ist das Älterwerden ein Abschied auf Raten? Ja, wir haben noch einander, dennoch vermisse ich Johannes als den Gesprächspartner, der er einmal war.
Johannes liebt es nun, zuhause zu sein, aber ich brauche auch noch das Leben außerhalb unserer 4 Wände. Jesus hilft mir immer wieder, mit unerwünschten Veränderungen Frieden zu schließen. Gute Freunde helfen mir mit praktischer Unterstützung, einem offenen Ohr und Gebet.
- Was hast du – auch über Gott – in deiner Ehe mit Johannes gelernt?
Zeit alleine mit Gott brauche ich genauso wie gemeinsame Zeit.
Durch die Heirat mit Johannes schenkte mit Gott neue Freunde (wie Dich, liebe Dani), ER „pflanzte“ mich in eine andere Stadt, in andere Gemeinden.
Durch meine Ehe mit Johannes wurde ich zur der Frau, die ich heute bin.
Ich habe gelernt, nicht mehr zu fragen, was besser ist: „Single zu sein oder verheiratet“, sondern die wichtigste Frage für mich lautet: Lebe ich im Willen Gottes?
Viele Jahre bewegte mich die Frage, ob ich bei einem Menschen zuhause zu sein kann. 2019 schrieb ich dazu als Antwort folgendes Gedicht:
Ich wohne in deiner Liebe
Bin da zuhause
Kenne mich aus
Habe mich eingerichtet als –
Mitbewohnerin deiner Liebe
- Inwieweit konntet ihr euch gegenseitig in eurer künstlerischen Begabung unterstützen? Wie hat sich das in eurem gemeinsamen Buchprojekt „Himmel auf zwei Beinen“ gezeigt?
Johannes zeigte mir immer als erste seine neuen Entwürfe. Aufgrund meiner Gedanken dazu hat er sogar einige verändert.
Auch Johannes war meistens der erste, der meine Gedichte hörte.
Da ich besonders seine Bleistiftzeichnungen liebe, bat ich ihn, Zeichnungen zu meinen Gedichten anzufertigen. Denn: Worte können etwas ausdrücken, was eine Zeichnung nicht kann und eine Zeichnung kann etwas ausdrücken, was Worte so nicht können.
- Was würdest du gern den Lesern diese Blogs zum Thema Ehe noch mitgeben?
Zuerst einmal: Vielen Dank, liebe Dani, dass ich in Deinem wunderbaren Blog von Gott, Johannes und mir erzählen durfte. Du hast mir Fragen gestellt, die mir noch niemand so gestellt hat. Dadurch habe ich auch Neues über mich und meine Ehe „entdeckt“!
Was ich den Lesern dieses Blogs mitgeben möchte:
Genießt die schönen Zeiten miteinander!
„Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl.“
Diese Worte aus Psalm 139, Vers 14 bete ich seit einiger Zeit jeden Morgen im Bezug auf mich und Johannes, denn es gibt Zeiten, in denen es mir leicht fällt, das „Wunderbare“ in Johannes (und mir) zu erkennen und Gott dafür zu danken, und es gibt Zeiten, in denen dieser Bibelvers zur Bitte wird: „Hilf meiner Seele zu erkennen, dass wir wunderbar gemacht sind…“
Gott ist meine erste, unerschöpfliche Liebes- und Kraftquelle. Falls mein Mann dies alles sein soll, überfordere ich ihn. Er liebt mich so, wie er kann, Gott liebt mich so, wie ich es brauche.
Danke von Herzen für deine Offenheit, liebe Barbara! Ich wünsche Euch beiden, dass Ihr an jedem euch geschenkten Tag noch etwas Wunderbares aneinander entdecken und feiern könnt.
Mehr Glauben leben?
My beloved
Niemand liebt dich mehr, als Gott persönlich.
Kein Partner der Welt wird dich jemals so lieben, wie dein Schöpfer.
Kannst du sein Lied für dich hören?
Hin und weg – Ein Familiendrama
Vielleicht war es vor allem mein älterer Bruder, der mich so nervte. Er, dem zwei Drittel des Erbes zustanden – mir nur ein Drittel. Seine ständige Kontrolle, ob ich alles richtig machte. Seine Besserwisserei und Überheblichkeit.
Vielleicht kitzelte mich auch der Reiz des Neuen, des Fremden und auch des Verbotenen.
Im Nachhinein weiß ich wirklich nicht mehr, was mich dazu gebracht hatte, die Heimat zu verlassen.
Doch ich tat es.
Heilwerden durch Kunst – Ein Interview mit Maria Völker
Dein Draht zu mir:
So erhältst du einmal pro Monat die Neuigkeiten: