Haustiersehnsucht
Daniela Irle
1. Juli 2022
Und da saß sie: Dick, braun-grau.
„Brownie“ hatten meine Mädchen sie getauft.
Brownie war die große behäbige Freundin von Kletti, der niedlichen kleinen Schnecke.
Ich war gerade am Telefon und noch nicht mit dem Frühstück fertig,
als ich sie an Emils rotem Stuhl entdeckte.
„Oh nein“, jetzt fiel es mir wieder ein.
Lotta hatte sie am Morgen im großen mit Moskitonetz bedeckten Glas, dem Übergangszuhause der beiden Schnecken vermisst und ich hatte es etwas abgetan mit dem Gedanken, dass die Schnecke sich bestimmt in der Erde vergraben hatte.
„Wie in aller Welt war ihr die Flucht nur gelungen?“
Ich suchte nach Schleimspuren am Tisch, dem Boden und dem Stuhl.
Wieder einmal waren neue Haustiere bei uns eingezogen.
Vor Jahren schon hatte Emil als Dreijähriger Schnecken beobachtet, nun kamen die Erinnerungen wieder.
Als wir aufs Land zogen, versprachen wir unseren Jungs Kaninchen.
Irgendwann, wenn etwas mehr Ruhe eingekehrt sein würde.
Im Reihenhaus mit dem kleinen Minigarten hatte es nur für Schnecken im Frühling in einem großen Glas gereicht.
Der Umzug war überstanden, das erste Jahr ohne Internet und Telefon auch, das zweite Jahr zog ins Land, jedoch keine Kaninchen in unseren Garten – nur kurzzeitig Kaulquappen aus einer Pfütze in ein kleinen Aquarium.
Katzen aus der Umgebung streifen manchmal unser Gelände, Eichhörnchen turnen durch die Bäume, Eidechsen und Nattern bewohnen die Steinmauern, einmal wurde eine kleine Schildkröte am Trampolin gefunden und irgendwann hatten dank der engagierten Nachbarin Hühner mehr oder weniger bei uns Einzug gehalten.
Hühner schienen jedoch nicht als Haustiere zu zählen.
Seit Jahren inzwischen diskutieren wir mit allen Vieren, warum ein Hund uns überfordern würde.
Wir erklären, weshalb eine Katze für den Familienfrieden nicht gut wäre.
Wir ermutigen, als Übung und Vorgeschmack für die Arbeit mit einem Hund,
die Hinterlassenschaften anderer Hunde einzusammeln.
Wir bieten an, mit den Hunden unserer Freunde Gassi zu gehen.
Es tut der Sehnsucht nach einem eigenen Tier keinen Abbruch.
Vor meinen inneren Bildern taucht auch Wurmi wieder auf.
Im Kindergarten, besser draußen, war ich überraschend von Ben überfallen worden,
während ich Lotta noch versuchte umzuziehen.
„Mama, Mama, ich muss dir Wurmi zeigen!“
Es dauerte etwas, bis Ben seinen neuen Freund wiedergefunden hatte.
Schließlich hielt er mir freudig in seiner kräftigen, schmutzigen Hand „Wurmi“ entgegen.
Ein kleines armseliges Stückchen Regenwurm. Noch nicht einmal ein richtiger.
Offensichtlich ein kleines Stück Leben, das einen Kinderspaten überlebt hatte.
In der warmen Kinderhand wurde Wurmi nach Hause transportiert.
Rasch in einen kleinen Eimer mit Erde gesetzt. Kleine Blättchen und Steinchen hinzugefügt.
Den Eimer in das Zimmer des großen Bruders gestellt und aufgeregt als Überraschung präsentiert.
„Endlich habe ich auch ein eigenes Haustier!“
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Die beiden Schnecken Brownie und Kletti genießen inzwischen wie auch Wurmi natürlich wieder ihre Freiheit.
Nachdem sie über’s Wochenende einmal von Freunden gehütet und in ein ordentliches Terrarium umgesiedelt worden waren, eine weitere Freundin „Red Racer“, Floras dicke Weinbergschnecke mit roter Markierung, dazugekommen war, legte sich der Schneckenbemutterungstrieb meiner Mädchen wieder.
Zu viel Kacka, zu viel gammelnde Gurkenscheiben.
Ich vermisse sie nicht allzu sehr,
obwohl es zugegebenermaßen sehr niedlich zu sehen gewesen war, wie die Mädchen ihren Ekel überwunden hatten,
die Schnecken liebevoll getragen und draußen im Schatten haben Gassi kriechen lassen.
Und wer schon einmal in den Genuss gekommen ist, dem Geräusch einer fressenden Schnecke zu lauschen,
der vergisst es nicht so schnell.
Gespannt bin ich nun, wer oder was als nächstes bei uns Einzug hält…
Heute sollte ich auf jeden Fall mal nach dem Pferd schauen.
Es steht seit Lottas letztem Geburtstag in unserem Garten.
Sie hat schon viele Stunden auf seinem Rücken verbracht und den Sattel auf und wieder abgesetzt.
Das stört das Tier nicht besonders.
Schließlich kann es nicht weglaufen und steht plan- und dank Zeitmangel noch kopf- und schweiflos in der Gegend rum.
Am Wochenende, da könnte es vielleicht klappen mit dem neuen Kopf… Schließlich müssen die ganzen Bürsten zum Einsatz kommen, die Lotta als Erbstück eines echten Pferdes überraschend geschenkt bekommen hatte.
Für Flöckchen, ihr neues Holzpferd.
Und falls nun jemand mitleidig die Ausführungen von unechten Haustieren liest und uns als böse Eltern verdammt,
die unglaubwürdigerweise noch immer!!!!!! nicht ihr Versprechen eingehalten haben,
den armen Kindern Kaninchen zu besorgen,
den begrüße ich herzlich in meinem Garten.
Allerdings nur bewaffnet mit allem Equipment für einen geräumigen raubtiersicheren Stall mit Auslauf,
Zeit, diesen selbst nach unseren Vorstellungen zu bauen und der Bereitschaft die Kaninchen zu versorgen,
während wir im Urlaub sind…
Mehr Alltagstrubel?
Geburtstagstralafitti
Was so im Februar bei uns zu feiern ist…
Schlaf, schlafen, am schläfrigsten
Wenn der Winter kommt und die Nächte nicht lang genug sind…
An Montagen und so
Was bei uns so am Montagmorgen los ist… Oder das tägliche Orgageschäft.
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