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Think big oder zu Besuch bei den Laudis

Daniela Irle

31. Januar 2022

Das beste im Leben sind unter anderem gute Freunde an der Seite.
Wir haben welche, die uns inzwischen nun seit gut 15 Jahren begleiten.

Kennengelernt haben wir uns ohne Kinder, als wir noch sozusagen in Rufweite voneinander wohnten.
Die erste Schwangerschaft und das erste Kind konnten wir dadurch miterleben, danach zogen unsere Freunde 1,5 Stunden nordwärts. Laut ihren Aussagen in den schönsten Ort Hessens.
Obwohl sie wiederholt die Werbetrommel für ihren neuen Wohnort gerührt hatten, führte es zu ihrem Leidwesen nicht dazu, dass es uns langfristig dorthin verschlug. Trotzdem blieb uns ihre Zuneigung und Freundschaft erhalten.
Mittlerweile verbinden uns vier mehr oder weniger parallele Schwangerschaften und zahlreiche Ereignisse,
die wir mit einander besprechen, teilen oder mit Tränen belachen konnten.
Nachdem wir die kräfteraubendsten Jahre mit den schlimmsten Kleinkindphasen alle überlebt haben,
sind wir in der Lage uns wieder etwas häufiger zu sehen.
Ein gemeinsamer Urlaub in Holland mit zahlreichen Highlights in benachbarten Häusern bestätigte unsere nicht immer intensiv gepflegte Freundschaft und führte zu einer großzügigen Einladung für uns sechs Personen für mehrere Tage zu ihnen nach Hause.
Größenunterschiede waren uns vertraut, immerhin überragen uns beide Laudis mit mindestens einer Kopfgröße und auch ihre Kinder übertreffen die unsrigen in ihrem Alter um einiges.
Kerstins Küchenmaße erfordern für mich mindestens einen Hocker, um auch nur auf halber Höhe Tassen und Utensilien erreichen zu können und um mich im Spiegel im Gästebad zu erkennen, stelle ich mich auf die Zehenspitzen.
Bei unserem Eintreffen an einem verregneten Wintertag vor zwei Jahren erwartete uns ein reich gedeckter Tisch mit dampfenden selbstgemachten Spätzlen und einer wahnsinnig großen Kasserole gefüllt mit Hackbällchensauce.
Nach Ende der Mahlzeit hätte noch die halbe Straße abgefüttert werden können.
Ja, mit ausgewogenen Maßen hätte sie es nicht so, lenkte Kerstin ein, als wir schmunzelnd die Reste begutachteten.
Aus zwei Kilo Mehl waren sieben Kilo Spätzle für 12 Personen geworden.
Hackbällchen in der Auflaufform waren wohl 50 Stück gewesen – dabei hatte sie schon einen Teil der Sauce zum Einfrieren vorbereitet, da ihr weitere 40 Hackbällchen doch ein wenig viel vorgekommen waren.
Zu diesem Zeitpunkt kam ich mir im Vergleich schon als schlechte Gastgeberin vor.
Ebenso mit allen Vorbereitungen.
Die wenigsten Menschen in unserem Alter sind für weitere sechs Personen im Haushalt gerüstet – eine nur kleine Challenge für Kerstin. Sechs weitere Bettdecken und Kissen waren gar kein Problem.
Kannten wir sie schon lange als gewiefte Schnäppchenjägerin, so überraschte sie uns bei näherem Hinsehen mit zahlreichen Details in uns unbekannten Größenordnungen.
Um dem Dreck zu Leibe zu rücken, hatte sie sich mit zwei Staubsaugrobotern, einem Handstaubsauger, einem mobilen Stabsauger und einem normalen Staubsauger eingedeckt.
Fegen ist zu ekelig, saugen viel einfacher – findet sie.
Unsere Kinder lieben Kerstin allein deshalb schon, weil sie sich ein großes Herz für Kindervorlieben bewahrt hat.
Wenn ich dachte, wir hätten zu Hause viel Süßkram und Ungesundes im Lecker-Schmecker-Schrank rumfliegen,
so täuschte ich mich doch sehr im Vergleich zu Laudis Vorräten.
Bevor wir uns von uns zu Hause zu ihnen auf den Weg machten, erkundigte ich mich vorsichtig, ob ich Milch für die noch anzurührende Vanillesauce mitbringen sollte.
Als Antwort erhielt ich ein Foto von rund 40 Litern H-Milch in der Vorratskammer.
Laut Kerstin könnten sie rund zwei Wochen sicher ohne einkaufen zu müssen überleben.
Inzwischen gehört als fester Bestandteil unserer Treffen dazu, dass mindestens die Kinder einen Kinofilm aus der RIESIGEN Sudi-Bibliothek schauen oder zocken dürfen.  Dazu gehören mindestens Popcorn oder Chips, bei dem besagten Besuch kamen noch Slush-Eis und frisch hergestellte Zuckerwatte dazu.
Wenn unsere Freunde nicht dabei großzügig auch noch ihren Magen-Darm-Virus,
der wohl doch noch latent vorhanden war, mit uns geteilt hätten,
wäre uns ihr Sinn für große Zuckermengen und Essen wahrscheinlich in noch besserer Erinnerung geblieben.
Zum Glück feierte Kerstin im Sommer darauf ihren 40. Geburtstag mit Tonnen an Würstchen, Schokoküssen und Salaten. Und keiner musste später kotzen. Also – alles wieder gut.

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