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Urlaub bei Gitti

Daniela Irle

13. August 2021

Österreich, Osttirol. In Gittis Ferienwohnung – wie fast immer in den letzten Jahren.
Wir waren zum wahrscheinlich fünften Mal hier – wir wissen es nicht mehr so genau.
Nichts ist wohltuender als an einen wunderbaren Ort zu kommen, an dem sich so gut wie nichts geändert hat.

Diesmal war zwar das Sofa neu, ein paar Stühle draußen und im Wildtierpark wurde ein neuer Spielplatz gebaut
und reizvolle Spielstationen gestaltet.
Der Ausblick jedoch so atemberaubend wie immer, der Geruch der gleiche und wir konnten uns an der Silhouette der Dolomiten kaum satt sehen.
Als wir das vorletzte Mal hier waren, hatte sich Gitti sich von uns mit den Worten verabschiedet, dass wir das nächste Mal
dann wohl zu sechst statt zu fünft hierhin kämen. Ich hatte gelachte und gesagte, dass ich mir das nicht vorstellen konnte.
Tja, und dann kamen wir doch mit den plötzlich vier Kindern hier an.
Und so war es auch diesmal.
Die Alterspanne reichte von drei bis 10 Jahren und wir stellen fest, dass es nicht unbedingt einfacher geworden war,
alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.
Emil freute sich sehr auf den Wichtelpark, der zu unserem absoluten Standardprogramm hier gehört.
Vor Ort musste er erkennen, dass er zwei Jahre älter geworden war und der Park somit nicht mehr der gleiche für ihn war.
So brachen wir unsere Zeit dort vorzeitig ab, um zu picknicken und spontan zu Fuß am Fluss entlang zur Eisdiele zu laufen.
Das wäre sehr idyllisch gewesen, wenn nicht immer mal ein Kind sich maulend über den langen Weg beschwert hätte.
Doch die Eisdiele lohnte sich. Glücklich saß bald jeder vor seinem großen Eisbecher.
Mein Mann sprach den kellnernden Besitzer an. Ob es „das Sagui-Eiscafé“ häufiger gäbe. Er kenne eins aus seiner Kindheit in Plettenberg. So entspann sich ein berührendes Gespräch über seine Geschichte und die Geschichte der Eisverkäufer aus den vereinsamenden italienischen Dörfern.
Herr Sagui kannte seine entfernten Verwandten im Sauerland und hatte selbst den Großteil seiner Kindheit im Ruhrgebiet verbracht. Das Eisgeschäft sei eine Hassliebe, er habe es zwischendurch ohne Eis probiert – habe nicht geklappt.
Uns schmeckte sein Eis und wir schauten uns gern die Fotos aus den Fünfziger Jahren mit seiner Mutter im Lokalinneren an.  Vielleicht würden wir es nochmal dorthin schaffen. Es war so nett.
Dass die Kinder anfangs etwas ungeduldig waren und wir als Eltern etwas genervt, habe ich durch das berührende Gespräch fast vergessen.
Auf dem Rückweg nach Hause entdeckten wir einen neuen Spielplatz und wechselten uns auf den Spielgeräten mit Dialekt sprechenden Kindern und Großeltern ab.
Inzwischen begleitete uns auch ein neues Haustier: Äffchen.
Es war rosa-pink und mit Abstand eins der scheußlichsten Kuscheltiere, die ich je in meinem Leben erstanden habe.
Es fristete vorher sein Dasein im Laden des Wildtierparks, bis Frieda sich hoffnungslos in es verliebte. Wir wollten der Liebe zuerst eine Probezeit einräumen, was uns mindestens eine halbe Stunde Geschrei einbrachte, weil Frieda nicht ohne Äffchen gehen wollte. Zwei Tage später erbarmte ich mich und kaufte Äffchen drei Minuten vor Ladenschluss
auf dem Rückweg eines anderen Ausflugs.
Äffchens Augen starrten in unterschiedliche Richtungen und es kann seine Arme dank Klett miteinander verbinden. Frieda und Äffchen waren nun unzertrennlich. Zuhause konnte Äffchen Bekanntschaft mit Adler und Eule schließen,
von denen sich vor ein paar Jahren die Jungs nicht trennen konnten.
Zusammen erinnern sie uns an einige Jahre Familienurlaub an einem Ort, der für uns alle immer mit Gitti, den Spielsachen in der Wohnung und der traumhaften Umgebung verbunden sein wird.
Wer weiß, wann wir hierhin zurückkehren. Vielleicht in ein paar Jahren mit nur zwei Kindern, weil die anderen beiden eh nicht mehr mit uns fahren möchten. Vielleicht ist dann auch wieder Lani zu Besuch.
Gittis Nichte im gleichen Alter wie Lotta, die wir in diesem Urlaub auch kennengelernt und gleich ins Herz geschlossen hatten.  Vielleicht würde dann auch gerade das Heu gemacht und der Duft würde unsere Seele berühren
und uns liebevoll willkommen heißen.

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