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Vom Lesen und Schreiben (lernen)

Daniela Irle

3. November 2021

Am 31.10. feierten wir Reformationstag.
Nein – nicht Halloween. Auch wenn es immer wieder erneut Diskussionen mit meinen Kindern gibt, die das mit der Angst und Angst machen und Martin Luther
(der schließlich als Anliegen hatte, den Menschen Angst vor Gott zu nehmen und das verständlich und lesbar zu machen) immer wieder vergessen.
Zu groß ist die Verlockung einfach mitzumachen und dazu viel Süßes einzukassieren.
Stattdessen kochten wir dieses Jahr ein köstliches orientalisches Essen mit einer geflüchteten Familie aus Syrien. Die Verständigung mit ihnen ist mit Händen und Füßen, der Übersetzung ihrer Töchter und der Übersetzungsapp auf dem Smartphone möglich. Gott sei Dank können wir lesen!

Dank meiner Kinder werde ich immer wieder daran erinnert, dass diese Fähigkeit nicht selbstverständlich ist und in oft langsamen Schritten erworben wird.

So habe ich erst kürzlich eine Einladung zum „Pupen teartar“ erhalten.
Um 15 Uhr im Kinderzimmer. In meiner „Mama-Box“ liegt ein Zettel mit den Worten:
„Libe Mama Hoite abent Feieern wir“

Und immer wieder stolpere ich über meine Notizen vom Schreiben lernen meines Größten.
Der liebte das Buchstabieren. „P-A-P-A“ oder „M-A-M-A – kommst du mal hoch?”, tönte es lautstark durchs ganze Haus.
Natürlich nicht lautierend, wie pädagogisch angestrebt.
Wäre ja auch zu leise…
Nicht leise ging anfangs auch das Lesen. Nur laut – so dass alle etwas davon hatten.
Neulich unterstellte mir meine Jüngste, ich würde gar nicht lesen.
Man würde ja nichts hören.
Ich bin gespannt, ob sie irgendwann auch so nette Zettel wie ihre Schwester schreiben oder sich an ihren Brüdern orientieren wird. Von denen fanden wir sehr spannende Notizen…
„Ben ist dof.“
„Mama nerft. Grrrr..“.
Manche Bitten wurden ebenfalls schriftlich verstärkt. Wenn wir Eltern zum Beispiel das ewige ungeduldige Drängeln leid waren. „Wenn du fertig bist, können wir zum Lidl fahren, bitte!“, lasen wir auf einem Zettel. Oder „Müsen wir raus Mama. Ich würd lieber drinen bleiben. Können wir nicht rausgehen.“

Bemerkenswert fand ich auch den neu erfundenen Elternstrafzettel: „50ct. Strafe wegen zu spät Lesen.“, den mein Mann eines Abends, als er bei den kleineren Geschwistern beim Zubettgehen eingeschlafen war, später entdeckte.

Als Ben im zweiten Schuljahr war, wollte er seiner Tante eine Weihnachtskarte schreiben. „Bin ich Tante Rikes Enkel?“, fragt er seinen Vater. Der: „Nein, ihr Neffe.“ Er: „Wie schreibt man Neffe?“ „N-e- ff-e“, half sein Vater. Ben: „Wusste ich doch.“ Vater: „Warum fragst du denn dann?“ „Weil ich immer frage.“

Wie gut, dass wir (nach)fragen können – und lesen.

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