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Geschwisterliebe

Daniela Irle

23. September 2022

„Mama, manchmal ist es total blöd so viele große Geschwister zu haben
und manchmal auch ganz gut.“
Frieda und ich sitzen zusammen im Auto, als sie unser Gespräch mit diesem Satz beginnt.

heutewareinguterTag

Ich bin fasziniert. Genau zu dem Thema hatte ich mir heute auch Gedanken gemacht.
Nicht nur, dass ich noch mit den Gedanken beim letzten langen Gespräch mit meiner eigenen jüngsten Schwester hänge oder auch noch über die Impulse aus dem Gespräch mit meinem Schwager dazu neulich nachdenke.

Gerade heute wurde ich erneut von meinen Kindern überrascht.
Noch am Mittag war die Stimmung zwischen den beiden Großen mehr als angespannt.
Der eine hätte fast den Zug verpasst, wenn er noch länger auf den anderen gewartet hätte.
Der andere war stinkwütend, weil er den Zug allein verpasst und nicht verstanden hatte, dass der Kleinere nicht am verabredeten Ort gestanden hatte.
Essen und Reden half.
Eine Stunde später. Der Jüngere saß am Tisch und beschimpfte erbost seine Deutschhausaufgaben.
Die Aufgabe wollte ihm so überhaupt nicht einleuchten und mein gutes Zureden und Nachfragen machte es noch schlimmer. Ich war kurz davor erfolglos den Raum zu verlassen.
Als meine Stimmung sich dem Tiefpunkt näherte, kam der ältere Bruder an den Tisch.

„So, ich helfe Ben jetzt mit den Hausaufgaben. Ich habe heute keine.“

Erstaunt beobachtete ich, wie sich innerhalb von drei Minuten die Situation so veränderte, dass Ben sich zuversichtlich an die Aufgabe machte und in beeindruckend kurzer Zeit fertig wurde.

Ähnliches trug sich letzte Woche zu.
Seit Tagen redete ich auf Lotta ein.
Der nächste Wettkampf für Leichtathletik stand an und sie konnte sich einfach nicht durchringen mitzumachen.
Schließlich war ihre beste Freundin ja diesmal auch nicht dabei.

Kein einziges meiner Argumente drang durch. Bis Ben sich bei meinem letzten Versuch kurz vor der Anmeldefrist vom Wohnzimmer aus einmischte.

„Lotta, du bist so eine gute Sportlerin. Du hast sogar eine Ehrenurkunde bekommen. Dein Team braucht dich!“

„Na gut, ich mache mit.“

Kopfschüttelnd nahm ich mein Handy und meldete Lotta kurz vor knapp an.

Als ich Ben später fragte, was Emil denn anders als ich gemacht hatte, sagte er:
„Der hat nicht noch blöd nachgefragt.“
„Sondern einfach schnell erklärt?“
„Ja.“

An dieser Stelle stimmte ich ihm nur halb zu.

Zuwendung, Empathie und Rat von Geschwistern sind einfach doch etwas ganz anderes als das gleiche von den Eltern.

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